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BLAUROT!: -Interview mit U19-Cheftrainer Malte Dresen zur bevorstehenden Mittelrheinliga-Saison

„Nur mit Charakter lässt sich die Saison positiv gestalten“

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12.08.2019

Anlässlich des Saisonvorbereitungsspiels Bonner SC U19 gegen SC Velbert (U19-Niederrheinliga) sprachen wir mit einem gut gelaunten Junglöwen-Coach voller gespannter Vorfreude auf die am 07.09.2019 startende neue Meisterschaftsrunde.

BLAUROT!: Hallo Malte, bevor wir uns über die bevorstehende Saison unterhalten zunächst einmal Deine Einschätzung zur vergangenen Saison in der Mittelrheinliga. Was war gut? Was entsprach nicht Deinen Erwartungen?

Positiv zu bewerten ist, dass wir als Team in Phasen in denen es nicht wie gewünscht lief eine positive Reaktion gezeigt haben und noch enger als Mannschaft zusammengerückt sind. In diesen Phasen der Saison haben wir gezeigt, dass wir Potenzial besitzen. Dieses Potenzial haben wir allerdings nicht konstant genug abgerufen, wir waren nicht immer bei 100 %. Am Ende überwiegt das Positive, wenn man berücksichtigt, dass vier Spieler bei der ersten Mannschaft des Bonner SC platziert wurden. Mit Fabio Menzel und David Winke haben es schlussendlich auch zwei Spieler fest in den Regionalligakader geschafft. Das hat es lange nicht mehr gegeben, dass es in zwei aufeinander folgenden Jahren Spieler aus der U19 in den Kader der ersten Mannschaft geschafft haben.

Darüber hinaus hat es ein Spieler in diesem Sommer den Sprung in den Kader einer renommierten U19-Bundesliga-Mannschaft geschafft. Besagter Spieler kam auch gleich am ersten Spieltag in der höchsten Deutschen Spielklasse zum Einsatz. Wir haben also nicht alles falsch gemacht. 

BLAUROT!: Welche konkreten Schlussfolgerungen oder Konsequenzen hast Du aus den Erfahrungen gezogen?

Wir habe die Spieler taktisch, mental, spielerisch relativ weit bringen können, aber vor allem körperlich ist der Sprung von der U19-Mittelrheinliga in die Herren-Regionalliga einfach riesengroß. Diesen großen Sprung müssen wir in dieser Saison auf jeden Fall ein wenig verkürzen. Wir müssen deutlich mehr im körperlichen Bereich arbeiten, um der ersten Mannschaft noch bessere Spieler anzubieten. Diesbezüglich haben wir einige Punkte angepackt, unter anderem haben wir unser Trainerteam vergrößert. Ich bin zuversichtlich, dass diese Maßnahmen schon in dieser Saison greifen werden.

Des Weiteren befinden wir uns im Jugendleistungsbereich des BSC in einem Prozess der Weiterentwicklung. Hier werden derzeit viele Steine umgedreht, viele gute Dinge kommen ins Rollen. Hier geht es nicht nur um Weiterentwicklung auf dem Platz, sondern insbesondere auch darum gemeinsam mit unseren Spielern eine hohe Identifikation für den Fußballverein Bonner SC zu entfalten. Es muss eine hohe Bedeutung für jeden Einzelnen haben ein Spieler des Bonner SC zu sein.

BLAUROT!: Worauf hast Du und Dein Trainerteam bei der Kaderzusammenstellung besonderen Wert gelegt?

Neben der fußballerischen Qualität und körperlichen Leistungsfähigkeit zur Bewältigung der Aufgabe im oberen Bereich U19-Mittelrheinliga zu spielen haben wir insbesondere darauf geachtet nur Spieler im Kader zu haben, die sich unserem Weg beim Bonner SC voll verschreiben. Das heiß konkret: Die Jungs müssen nicht nur die Bereitschaft und das Können haben Mittelrheinliga zu spielen, sondern sie müssen um die Bedeutung wissen Mittelrheinliga beim und mit dem Bonner SC zu spielen. In den gemeinsamen Auswahlgesprächen wurde sehr deutlich thematisiert, dass wir hier nicht nur irgendeine Fußballmannschaft sind, sondern der Bonner SC ein besonderer, durch besondere Werte geprägter, Verein ist. Diese besonderen Werte möchte ich, zusammen mit unserer Mannschaft, vorleben. Wir haben nur Spieler im Kader, die genau wissen worum es geht, die nicht den sechsten Verein im sechsten Jahr haben, die sich mit unserer Mannschaft und unserem Umfeld zu 100 % identifizieren. Unsere Spieler wissen was dazu gehört als BSC-Spieler zum Training zu fahren und vom Training wieder nach Hause zu fahren und auch dabei den Verein exzellent zu repräsentieren.

BLAUROT!: Was muss ein BSC-U19-Spieler sonst noch in seiner DNA verankert haben?

Ein BSC-Spieler muss sich unter Druck, unter wirklichem Leistungsdruck in einem Spiel, auf seine eigenen Stärken besinnen, die Bereitschaft haben über die Leistungsgrenze hinauszugehen. Er muss dabei immer noch Teamplayer sein und absolut den Teamgedanken befeuern. Ich möchte Spieler mit Persönlichkeit und mit Charakter haben. Ich möchte Spieler, die etwas Besonderes besitzen. Dafür muss der Spieler seine Stärken und Schwächen genau kennen, er muss wissen woran er zu arbeiten hat und wie er daran arbeiten kann. Solche Spieler wissen dann auch sehr genau wie sie der Mannschaft in jeder Lage helfen können. Diese Spieler sind in der Lage auf und neben dem Feld besondere Situationen zu kreieren, die sie von der breiten Masse auf dem Niveau Mittelrheinliga abheben. Meine Rolle, die Rolle aller Trainer beim Bonner SC, ist es den Jungs bei der Entwicklung der Persönlichkeit Rückendeckung zu geben. Das heißt meine Spieler dürfen Fehler machen, dürfen mal neben das Tor schießen oder einen Zweikampf verlieren. Sie müssen aber genau wissen, was zu tun ist, um es beim nächsten Mal besser zu machen. Nur mit Charakter lässt sich die Saison positiv gestalten. Das ist meine feste Überzeugung.

BLAUROT!: Nach drei Wochen hartem Training eine erste Einschätzung: Zufrieden mit der Auswahl? Bei wieviel Prozent Leistungsfähigkeit ist das Team?

Ja auf jeden Fall, mit der getroffenen Auswahl bin ich sehr zufrieden. Alle wissen worum es geht, die Jungs sind ehrgeizig, es ist eine besondere Mentalität und ein besonderer Teamgeist feststellbar. Alle wollen mit jedem Training besser werden, allen ist bewusst, dass dafür hartes Arbeiten die Grundvoraussetzung zu sein hat. Nach drei Wochen Vorbereitung sind wir schon auf einem richtig guten Weg, wir haben gute Testspiele abgeliefert. Wir brauchen aber natürlich noch etwas Zeit, um rechtzeitig zum Meisterschaftsstart Anfang September bei 100 % Leistungsfähigkeit zu sein.

BLAUROT!: Wie viele Spieler aus der U17-Mannschaft der vergangenen Saison haben es in den U19-Kader geschafft? Wie viele sind von anderen Vereinen in das Löwenrudel aufgenommen worden?

Mir persönlich ist es immer sehr wichtig so viele Spieler wie möglich aus der U17 in die U19 mitzunehmen. Das muss natürlich auch immer von der Position her passen. Grundsätzlich möchte ich jede Position im Kader doppelt besetzt haben. Wir haben die gesamte vergangene Saison einen sehr engen Kontakt zum Trainerteam der U17 gepflegt, um den Spielern der U17 den Sprung auch etwas zu erleichtern. So haben es elf Spieler aus der U17 des Bonner SC in den Kader U19 geschafft. Das zeigt welch exzellente Arbeit dort geleistet wird, diese Arbeit gilt es nun fortzuführen. Es ist eine wunderbare Situation, wenn der U19 soviel Potenzial angeboten wird. Von anderen Vereinen wollen sechs Neuzugänge unseren besonderen Weg mitgehen, wobei man eigentlich nur von vier Neuzugängen sprechen kann, weil zwei Spieler Rückkehrer zum BSC sind, was wiederum zeigt, dass der Bonner SC offensichtlich ein besonderer Verein ist.

BLAUROT!: Die Saison in der A-Junioren-Mittelrheinliga startet für unser Team mit einem Auswärtsspiel beim 1. FC Düren bevor am 2. Spieltag im ersten Heimspiel bereits das Derby gegen den FC Hennef 05 ansteht. Ein herausfordernder Auftakt. Fluch oder Segen?

Ganz klar: Das ist ein Segen, ein wunderbarer Auftakt, der die Sinne schärft. Auf das Spiel gegen Hennef freuen wir uns alle unglaublich. Spiele gegen Hennef sind immer etwas Besonderes, da Hennef immer wieder von unserer Arbeit profitiert und viele Spieler vom Bonner SC zu sich nimmt. Insofern ist das Spiel gegen den FC Hennef 05 ein echtes Derby. Wir freuen uns natürlich auf viele unterstützende Zuschauer. Das Auftaktspiel in Düren wird ein schweres, kampfbetontes Spiel. Wenn man diesen schweren Auftakt positiv bestreitet – und das ist unser festes Ziel – erzeugt es enormen Rückenwind für den weiteren Saisonverlauf.

BLAUROT!: Gibt es konkrete Erwartungen seitens der Jugend-Vereinsführung an das U19-Team was den Tabellenplatz in der Endabrechnung der Meisterschaftssaison angeht?

Der Anspruch des Bonner SC ist es immer so weit wie möglich oben mit zu spielen. Die Jugendvereinsführung weiß aber auch die zur Verfügung stehenden Mittel realistisch einzuschätzen, die im Vergleich zu Konkurrenten teilweise deutlich geringer ausfallen. Den maximalen sportlichen Erfolg streben wir als Sportler selbstverständlich an, unseren angestoßenen Prozess der Weiterentwicklung der Rahmenbedingungen können und wollen wir allerdings nicht zu Gunsten des kurzfristigen sportlichen Erfolges ‚opfern‘.

BLAUROT!: Woran machst Du persönlich eine zufriedenstellende oder sogar exzellent verlaufende Saison 19/20 fest?

Das ist eine spannende Frage für jeden Trainer. Ich möchte das ein zufällig An der Josefshöhe beim Training oder Spiel vorbeikommender Spaziergänger eine Mannschaft sieht, die sich professionell verhält, die von guten Athleten geprägt ist, die einen guten Teamgeist zeigt. Die Mannschaft soll die Saison über den Zuschauern, uns Trainern und natürlich sich selbst Spaß am Fußballsport vermitteln. Darüber hinaus verläuft eine Saison exzellent, wenn wir möglichst viele unserer Spieler in den höchstmöglichen Seniorenbereich bringen. Bereitschaft zur Weiterentwicklung und mit Freude an dieser Entwicklung zu arbeiten. . . das ist exzellent.

BLAUROT!: Was für eine Art von Fußball sehen unsere Fans der U19-Junglöwen in der kommenden Saison von der Mannschaft?

In Schlagworten: Offensiv, technisch anspruchsvoll, kreativ, dominant, kompakt und leidenschaftlich, mit einer hohen Laufbereitschaft, alles soll mit einem Plan passieren, aber durchaus auch – besonders vor dem gegnerischen Tor -Individualität/das Besondere zulassend.

BLAUROT!: Wie coachst Du, wenn der Masterplan für ein Spiel Deines Teams einmal nicht aufgeht? Änderst Du mit Deinen Jungs auf dem Platz Plan A in Plan B? Oder versuchst Du Plan A weiter ‚durchzudrücken‘?

Auch bei den A-Junioren befinden wir uns noch im Ausbildungsbereich des Fußballs. Daher habe ich in Vorbereitung des anstehenden Spiels meinen Spielern immer mehrere Lösungsoptionen -also Plan A und B – an die Hand gegeben, die sie im Spiel im besten Falle eigenverantwortlich ziehen sollten. Das ist Teil der Ausbildung zu einem exzellenten Fußballspieler. Ich halte wenig davon durch positionsbezogene Wechsel sozusagen als ‚Trainerfuchs‘ die Lösung des Spielproblems selbst vorzugeben.

BLAUROT!: Wer ist Dein Vorbild als Trainer?

Ich habe kein richtiges Vorbild als Trainer, da ich den Menschen hinter der Person des Trainers oft nicht erfassen kann. Nur auf die Tätigkeit als Trainer zielend gefällt mir die Arbeit des Argentiniers Marcelo Bielsa sehr gut. Er beeinflusste mit seiner Herangehensweise an die Trainertätigkeit u. a. Mauricio Pochettino von Tottenham Hotspur.

BLAUROT!: Der Bonner SC ist aktuell in einem fortschreitenden Prozess der Professionalisierung (u. a. Stichwort: Digitalisierung) auf allen Ebenen. Kannst Du hier bereits konkreten Auswirkungen auf die U19 feststellen und beurteilen?

Vorneweg erstmal: Was der BSC medial abreißt ist einfach wunderbar. Die neue Kampagne ist einfach nur großartig, die BSC-App, der neue Look aller medialen Plattformen ist auf ganz hohem Level. Es ist wunderschön dem BSC da bei der Entwicklung zuzuschauen. Auch in der Jugendarbeit wird aktuell im Hinblick auf das wichtige Thema Digitalisierung ein Prozess der Weiterentwicklung angestoßen. Lukas Berg, dessen Arbeit ich sehr schätze, hat hier die Prozessverantwortung. Selbstverständlich bringe ich gerne mein persönliches Know-How in diesen Prozess ein. Es gibt erste kleine Auswirkungen. Aber stell‘ mir die Frage am besten noch einmal in einem halben Jahr. Ich denke dann sind wir soweit und ich kann Dir konkrete Auswirkungen auf die Arbeit der U19 schildern.

BLAUROT!: Wenn Du einen Wunsch an die Jugend-Vereinsführung des Bonner SC frei hättest . . . . . . was wäre es?

Wünschenswert für unsere Spieler wären die optionalen Trainingsmöglichkeiten eines guten Fitnessstudios, da wir – wie anfänglich schon beschrieben – deutlich mehr im körperlichen Bereich arbeiten müssen, um den Sprung in den Seniorenbereich zu verkürzen und auch hier den nächsten Schritt in der Professionalisierung gehen könnten.

Das Interview führte für BlauRot! Martin Decker